Ein Bericht von Wolfgang Piekenhain
Wie geht das denn? Für mich war dieser Donnerstag ein Tag an dem MAN zur Ruhe kommt. Am Karfreitag geht MAN ja gewöhnlich zum Abendmahl in die Kirche! Am Gründonnerstag habe ich vielleicht 4 bis 5 Mal an der Andacht von Herrn Pfarrer Günther oder Herrn Pfarrer Jobst teilgenommen. Aber ich bin ja trotz „biblischen Alters“ – das ja mit Mühe und Arbeit köstlich gewesen sein soll – immer noch neugierig. Und so habe ich mich am diesjährigen Gründonnerstag auf den Weg in unsere Kirche gemacht.
Beim Betreten der Kirche sah man im verbreiterten Mittelgang eine lange Tischreihe mit Stühlen. Eingedeckt mit blütenweißen gebügelten Tischdecken und schönen grünen Römergläsern. Statt Teller und Besteck ein neues und altes Gesangbuch an jedem Platz. Die ersten Kirchenbesucher hatten an der Tafel schon Platz genommen. Man kannte den Einen oder Anderen schon und so entstanden lockere Gespräche, wie bei einem Fest üblich. Der Gottesdienst wurde dann von Herrn Pfarrer Born im Wechsel mit dem Kirchenältesten Herrn Hohlfeld gestaltet.
Der Pfarrer erklärte dann zuerst den Sinn vom Passahfest und das Jesus seine Jünger zu diesem seit Jahrhunderten üblichen Fest zum ersten und einzigen Mal eingeladen hatte. Die entspannte Atmosphäre sei auch an diesem Abend zunächst gewollt. Der ernste und eigentliche Sinn dieses Abends kam dann aber im Wechsel zwischen dem Vortag von Bibeltexten durch den Kirchenältesten und den ergänzenden Worten des Pfarrers zum Ausdruck. Die Augenblicke der persönlichen Besinnung und Stille zwischen dem Bibeltext und der Erklärung wurde durch leises harmonische Spiel der Orgel ergänzt.
Das Abendmahl gab jeder seinem neben ihm sitzenden Nachbarn. Zunächst musste er ein Stück von dem Brot abbrechen und dem Nachbarn mit dem begleitenden entsprechenden Glaubensworte geben. Dann erhielt der Nachbar das Brot und machte es mit dem neben ihm sitzenden Gläubigen genau so. Anschließend wurde der Weinsaft zunächst in das Glas vom Nachbarn gegossen und die Glaubensworte gesprochen. Danach erhielt der Nachbar den Weinkrug und machte es genau so weiter. Durch das für jeden Einzelnen ungewöhnliche Zusammenspiel entstand eine ungewohnte Atmosphäre bei diesem Sakrament. Trotzdem war es ein besonderer Augenblick wenn ein Tischnachbar dem Anderen in christlicher Verbundenheit das Abendmahl reicht. Auch die dabei entstehende Lockerheit kann man gut hinnehmen der ernste Hintergrund ging damit nicht verloren.
Für mich war es ein ungewohnter Einstieg in das Osterfest in Verbindung mit dem Abendmahl. Es wäre schön, wenn der Gründonnerstag auch in der Zukunft so gestaltet werden könnte. Übrigens, zu Beginn des Gottesdienste musste die Tafel noch mit einigen Tischen und Stühlen verlängert werden. Der Anklang war doch größer als vermutet. Es wäre ein gelungener Gottesdienst, wenn bei der nächsten Einladung zum, aus der jüdischen Tradition entstandenen Passafest in Verbindung mit dem Abendmahl, noch mehr Gläubige kommen würden.